Es ist schwer, eine gut begründete Antwort auf die Frage zu geben, warum man sich mit Fußball beschäftigt, da die problematischen Züge dieser Unterhaltungsform einem nahezu ins Gesicht springen:
Dass der objektive Zweck der Akteure (Spieler, Vereine, Funktionäre, Verbände) Geld ist, gehört als unmittelbare Gegebenheit in einer kapitalistischen Gesellschaft eher weniger zu diesen Problemen. Auch die häufig vorgetragenen fadenscheinigen Lügen und Ablenkungen, die das verdecken sollen, sind zwar immer noch eine Beleidigung des Intellekts der Zuschauer, aber eben auch seit langem Normalität im allgemeinen Betrieb der Werbung, Kunst und Kultur. Allerdings scheinen sich rund um diesen Sport durch seine große Anziehungskraft, Bedeutung und finanziellem Potenzial dann doch einige besonders hässlichen Gewohnheiten zu entwickeln, denen leider nur wenig entgegengesteuert wird. Korruption, enormer Leistungsdruck bei Kindern und Jugendlichen in den Sportinternaten der Welt, erkaufte Mithilfe der Legitimation menschenverachtender Regime, der laxe Umgang mit Doping, insgesamt der Schutz des Körpers der Spieler (besonders der des Kopfes) in diesem ungesunden Leistungssport, die Vorreiterrolle der Hysterie in der Berichterstattung uvm.
Als schlechte Opposition bildet sich auf der Seite der Zuschauer eine falsches „kommerzkritisches“ Bewusstsein, innerhalb dessen die finanzielle Seite des modernen Fußballs vom „eigentlichen“ Fußball abgespalten und auf einzelne Akteure projiziert wird. So kommt es zu den vermeintlichen Frontstellungen echter Fan gegen Erfolgsfan, Fußballvereine gegen Plastikklubs, Söldner gegen Vereinstreue und regionale Verwurzelung gegen Investitionen aus dem Ausland (der Scheich, der Oligarch, die Chinesen). Da diese manichäische Vorstellung in keiner Weise die Wirklichkeit abbildet, muss sie mit einigem Pathos, Gesinnungsbekundungen und anderem identitärem Quatsch zusammengehalten werden. So wird auch die Einsicht abgewehrt, dass heute im Fußball kaum noch etwas von dem überschießenden Moment enthalten ist, das er mal als Importgut aus Großbritannien in der Opposition zu den nationalistischen Turnerverbänden in Deutschland hatte.
Auf der Suche nach etwas Positivem an diesem Sport, wird man am ehesten bei der zivilisierenden Form des Spiels fündig. Es ist kein Kampf der aufs Ganze geht, sondern ein zeitlich und örtlich begrenzter Rahmen, in dem man sich innerhalb der Spielregeln, häufig durchgesetzt von mehreren unparteiischen Schiedsrichtern, spielerisch misst. Es ist ein kurzer Ausbruch aus der realen Konkurrenz, zwar mit dem Moment der Ähnlichkeit dazu, aber dem individuellen Zweck der Ablenkung, der sinnlosen Spannung und Zerstreuung. Fußball wird im Prinzip immer dann über die Maße problematisch, wenn er mehr sein möchte als nur das.
Der Blog ist somit der Versuch sich ein bisschen in diesem Unterhaltungsbetrieb Profifußball zu versenken, zu fachsimpeln und das bunte Treiben der Liga zu verfolgen.
Durch biographische Zufälle des Autors geht es dabei größtenteils um die erste Herrenmannschaft des Sportclub Freiburg, die Liga, in der er gerade spielt und allgemeine Trends der ersten und zweiten Bundesliga.
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